Meine Lyrikecke im Traumschloss |
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Mittelalterliches III
• Die weiße Frau
• Hexenverbrennung
Die weiße Frau
In Tüchern verhüllt, sinkt auf Steinstufen hin,
die „weiße Frau“ aus dem Schloss.
Doch in mondklaren Nächten zieht sie ihre Bahn,
stets getrieben und ruhelos.
Trauergeruch entströmt aus ihr wie Parfüm,
ein Nebel, vergangener Hauch.
Ihre Aura ist tödlich, ihr Blick wie Kristall,
ihr Erscheinen ein Mitternachtsbrauch.
Hat gemordet den Gatten, den strengen Gemahl,
der einst ihr das Leben vergält.
Man hat sie als Jungfer nicht einmal gefragt,
ob den Mann und die Ehe sie wählt.
Der herzlose Rüpel kroch zur Unschuld ins Bett,
jedem Tag folgte endlose Nacht.
Verloren in Schmach und im Alltagsgescheh’n
hat Jahre sie so zugebracht.
Oft erhob er die Hand und strafte sie hart,
wofür, das wusste sie nicht.
Ihr erstes Kind, das sie unter Schmerzen gebar,
entzog man ihr mittels Gericht.
Alleine, verletzt, geprügelt und stumm,
schwor Rache sie, nicht zu gering.
Den vergifteten Wein schlang ER runter zur Nacht,
nachdem er sich an ihr verging.
In den Morgenstunden fanden Diener das Paar,
er lag mit offenem Schlund.
Sie lag wie einst jungfräulich schön da,
blutleer war ihr rosiger Mund.
Ihr Herz war gebrochen in selbiger Nacht,
ungesühnt blieb ihre Tat.
So geistert in Stunden der Finsternis sie -
D’rum meid ihren Weg, wenn sie naht.
© Helga Boban ~ Schlossfee 03.11.2007
Hexenverbrennung
Nach einer Abendmess’ um acht
kreischt ein Weib wild aufgebracht:
„Die Hex muß endlich schmoren.
sie ist als Teufelin geboren!
Verhext Getreide und das Vieh!
Seht nur seht, ihre so spitzen Knie“!
„Schaut sie euch nur genauestens an,
sie hat verhext mir meinen Mann!
Er läuft seit Monden ihr stets nach
und unser Feld liegt leer und brach!
Im Stall die Küh’ und Säu’ verrecken,
die Hex haust hier im Flecken“!
Frau Hiltrud lähmt die Furcht sogleich,
spielt die Frau ihr einen Streich?
Sie hat doch niemand Leids getan,
sie kennt auch nicht den Ehemann.
Himmel, was wollen sie denn alle?
Stellt man ihr die Hexen-Falle?
Nach bangen Nächten, langen Tagen
wird man aus dem Haus sie jagen.
Man zerrt sie vor den Hohen Rat,
peinlich verhört zur „schlimmen Tat“.
Die Unschuld will ihr keiner glauben,
sie stößt auf puren Aberglauben.
Frau Hiltrud’s Kopf wird grob geschert,
ihr Leib gefoltert und entehrt.
Gequält mit glühend-heißen Zangen
so hat man sich an ihr vergangen.
Auf faul’gem Stroh darbt sie im Turm,
in ihrer Seele läutet’s Sturm.
Inquisition und Rat verkünden
anprangernd alle „ihre Sünden“:
Mit dem Teufel sei im Bunde
die Hex zu jeder Geisterstunde!
Dieses Weib sei sehr geschlechtlich!
Hurenhex! – Schallt es verächtlich!
Ein Exempel wird statuiert,
auf dass den Teufel sie verliert.
„Schwöre ab, bei Gott dem Herrn
und laß den Teufel nunmehr fern.“
Frau Hiltrud weint und schwört doch laut
hofft auf Vernunft und sie vertraut…
Sie wird geschnürt wie ein Paket,
ob sie die Wasserprob’ besteht.
Doch die wüsten Schergen rennen
ziehn aus dem Teich sie, sie soll BRENNEN!
Frau Hiltrud wird strengstens bewacht,
auch jetzt in ihrer letzten Nacht.
Der Morgen bricht hellrot die Bahn,
ein Priesterlein tritt auf den Plan:
„Bitte nun ab auf das Brevier,
dann öffnet sich der Himmel dir.
Statt ewig in der Höll’ zu schmoren,
wirst du neu im Herr’n geboren“!
Ein Wächter zerrt sie durch die Leute
die Menge taumelt wild vor Freude.
Sie ziehn an ihr, bespucken sie,
binden sie fest an Händ und Knie.
„Hexe! Hexe! Du sollst lodern -
deine Höllenseel’ vermodern“!
Man hievt sie auf das Brandpodest,
das Feuer beißt sich an ihr fest.
Sie sinkt tief in den Reisigstoß,
die Flammen gieren zügellos.
Sie sprach kein einziges Gebet -
zuviel gehofft, zuviel gefleht.
Epilog:
Ihr hattet Augen - um die Wahrheit zu seh’n
Ihr hattet Ohren - um zu versteh’n
Ihr hattet Sprache - und sprachet nie Rechts
Ihr habt mich gepeinigt - wegen meines Geschlechts
Das Rad der Zeit soll - sich über euch schlagen
Gott wird im Jenseits - euch „groß befragen“!
© Helga Boban ~ Schlossfee 11.06.2006
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